Die Sachsenkeule

Nein, die Sachsenkeule ist keine Variante des Sax, mit dem im frühen Mittelalter sächsische und andere nordische Krieger ihre Feinde traktierten. Die Sachsenkeule ist vielmehr die gebietstypische Flaschenform des sächsischen Weinlandes an der Elbe. Die keulenförmige Flasche wurde im Jahre 1931 als Markenzeichen ähnlich dem fränkischen Bocksbeutels und der Rheingauflöte vom damaligen Betriebsleiter des Weingues Hoflößnitz in Radebeul und Landwirtschaftsrat der Önologie, Carl Pfeiffer, entwickelt. Der 1872 in Namslau geborene Gärtner Pfeiffer erhielt 1912 ein Angebot des Rebschulvereins Meißen, Fachlehrer für Obst- und Weinbau zu werden. In der Folge rebte Pfeiffer mit Hilfe resistenter Pfropfreben die durch die Reblausplage gebeutelten Weinberge wieder auf. Im Jahre 1916 wurde er dann Leiter der Rebveredlungsstation, aus der dann 1927 die Weinbau-Versuchs- und Lehranstalt hervorging. Besonders verdient machte er sich um die Steigerung der Qualität des sächsischen Weinbaus als Leiter des Weinbauverbandes und als Chef der sächsischen Weinbaugenossenschaft, aus der 1955 die sächsische Winzergenossenschaft Meißen hervorging. Hier in der Genossenschaft pflegt man heute mit den Weinen in der Sachsenkeule das pfeiffersche Andenken. Die 1500 Genossen in Meißen füllen ihre auf 135 ha erzeugten Weine fast ausschließlich in der markanten an Kegel erinnernden Sachsenkeule ab. Neben der Tradition der Sachsenflasche erhalten und pflegen die Mitgliedswinzer der WG Meißen auch die landschaftsprägenden Weinbauterrassen im Elbtal. Zu den bemerkenswertesten Lagen gehören hier der Proschwitzer Katzensprung, der Radebeuler Goldene Wagen und der Pillnitzer Königliche Weinberg. Hier in diesen Lagen, wo Goldriesling, Bacchus, Kerner, Müller-Thurgau, Riesling, Scheurebe, Morio-Muskat, Traminer, Grau-, Weiß- und Spätburgunder sowie Dornfelder, Portugieser, Domina und Schwarzriesling wachsen, überwiegen Granitverwitterungs- und Lößböden. Der durchschnittliche Ertrag liegt hier in den sächsischen Weinbergen bei geringen 40 hl/ha und sorgt so für interessante Qualitäten, die sich filigran mit Eleganz und anregender Säure präsentieren. 
Frank Schollenberger
Sommelier