St. Laurent – roter Seelentröster für den Winter
Dem blauschwarzen St. Laurent wurde lange nachgesagt, er wäre eine Spielart des Spätburgunders (Pinot Noir). Heute geht man aber davon aus, dass es sich um eine eigenständige Rebsorte aus der Burgunderfamilie handelt. Seine Verbreitung in der Mitte des 19. Jahrhundert in Deutschland verdankt der St. Laurent dem Apotheker und Förderer des Weinbaus Johann Phillip Bronner, der die Rebsorte aus Frankreich einführte. Hier im Frankenland oder in Niederösterreich wird die Urheimat der wuchsstarken Rebsorte vermutet. Als Namenspate diente wohl der Schutzpatron der Köche, der Heilige Laurentius. An dessen Gedenktag, dem 10. August, erreichen die Trauben in der Regel ihre Essreife.
Hochwertige und konzentrierte Moste des St. Laurent ergeben frische, farbintensive Rotweine mit Struktur und Kraft. Ein Ausbau im Barrique bekommt gehobenen Qualitäten oft gut. Typisch für die Weine sind Aromen von Holunderbeeren und dunkler Wildkirsche. Ein großes Vergnügen können diese Weine gerade im Winter zu kräftigen Gerichten sein. Als Begleiter zur Wild oder reifem Käse laufen die Spitzenvertreter der St.-Laurent-Gattung zur Höchstform auf und sind ein roter Seelenwärmer für den Winter. In Deutschland war der St. Laurent lange unverzichtbarer Bestandteil des roten Gemischten Satzes. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Augenmerk auf andere Weine und Weinmoden gelegt und die Rebfläche ging bis in die 50er Jahre dramatisch zurück. So drohte der St. Laurent in Deutschland fast in Vergessenheit zu geraten. Seine Bewahrung haben wir einem Pfälzer Winzer zu verdanken. Der mutmaßlich letzte Rebstock stand in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in der Rebschule Rhodt und sollte eigentlich der Axt zum Opfer fallen. Man besann sich und nach einigen Jahren der Erhaltungszüchtung hatte man in den Rebschulen wieder Pflanzmaterial. Seitdem vermehrte der Saint Laurent seine Fläche in Deutschland beständig. Heute gehört er mit jeweils 300 Hektar Anbaufläche in der Pfalz und in Rheinhessen zu den in guten Lagen liebevoll gepflegten Rebsorten. Der Rest seiner Rebfläche entfällt bei einer Gesamtfläche von ca. 370 Haktar auf die anderen Anbaugebiete. Hier hat der St. Laurent keine große Bedeutung im Rebsortenspiegel. Sein Hauptverbreitungsgebiet hat er heute mit fast 800 Hektar in Österreich gefunden. Hier spielt er eine wichtige Rolle und beansprucht bei mittelhohen Erträgen beste Lagen in der Thermenregion und am Neusiedlersee für sich.
Frank Schollenberger
Sommelier