Weinanbau in Deutschland: Die Ahr

Das Anbaugebiet Ahr gilt mit seinen 560 Hektar Rebfläche als eines der kleinsten in Deutschland. Seit dem Dreißigjährigen Krieg werden an der Ahr vorwiegend rote Sorten kultiviert. Der Name für den 85 Kilometer langen Fluss, welcher auch der Namenspatron für die Weinregion ist, stammt aus keltischer Zeit und leitet sich von „aha“ für Wasser ab. Schon die Römer sollen in dem klimatisch begünstigten Tal, vor der Geburt Christi, Wein gepflanzt haben. Verbrieft ist der Weinbau an der Ahr durch ein Verzeichnis der Benediktiner Abtei in Prüm aus dem Jahre 893. Die Gemeinde Ahrweiler musste später seinem Landesherren, dem Kurfürsten von Köln im 15. Jahrhundert jährlich 30 Fuder Wein liefern. Der Rentmeister des Fürsten suchte sich die 30 besten Fässer persönlich aus. Das war der so genante Kurwein. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden die nun angebauten roten Burgunder wie Weißwein gekeltert. Diese blassrosa Weine waren unter dem Namen „Ahrbleichert“ bekannt. Ab 1794 war die Gegend französisch und wurde nach dem Wiener Kongress dem Königreich Preussen zugeschlagen. In diesen Zeiten gab es gute und schlechte Momente für den Weinbau an der Ahr. In großer Not schlossen sich 18 Weinbauern im Jahre 1868 in Meyschoß zur ersten Winzergenossenschaft der Welt zusammen. Klimatisch profitiert die kleine vom Rotwein dominierte Region von verschiedenen Faktoren. Zum einen ist die wärmende Wirkung des Rheins im Mündungsgebiet der Ahr wichtig. Am Südrand der Kölner Bucht gelegen wir das Klima hier auch noch vom Golfstrom positiv beeinflusst. Außerdem liegt die Region im Regenschatten der Eifel. Dadurch ist der Niederschlag vergleichsweise gering und es gibt mehr Sonnenstunden. 86 % der Rebfläche an der Ahr sind den roten Rebsorten vorbehalten. In der Region sind heute 42 weiße und 22 rote Rebsorten für den Anbau zugelassen. Neben dem König der Rotweine dem Spätburgunder, der auch unter dem Namen Pinot Noir bekannt ist, gewinnt der Frühburgunder immer mehr an Bedeutung und entwickelt sich zur regionalen Spezialität. Es gehört schon einiges dazu, so hoch im Norden anständige Rotweine zu erzeugen. Doch die Winzer schaffen es immer wieder zu überraschen und so können sich die großen Roten von der Ahr heute mit ihren berühmte Brüdern aus dem Burgund messen und machen im Test oft eine gute Figur. Augenzwinkernd sagt mir ein Ahrwinzer mal: „Es ist schon erstaunlich , was wir an der Südgrenze zu Dänemark für Rotweine hinbekommen“. Mit der Qualität hat er allemal recht.
Frank Schollenberger
Sommelier